Die Lebensgeschichte von Herrn Pfarrer Santan Fernandes

Geboren bin ich in Bombay, am 13. September 1955, in einem sehr armen Viertel (Slums), wo viele Stände von Menschen wohnen, sehr arme, arme, aber auch wohlhabende und für indische Verhältnisse reiche Menschen.

Mein Vater hieß Nikolaus Mateus Fernandes und meine Mutter Rosa Maria Fernandes. Meine Brüder sind Gabriel, Joseph, Francis, Alex, Concesau, dann bin ich und nach mir der jüngste Bruder Conception.

Meine Mutter war Hausfrau und mein Vater arbeitete im indischen Militärdienst als Schreiner zum Schiffe bauen. Wir waren von unserem Vater gut versorgt, weil er gut verdient hat. Es hat uns nie gemangelt, es gab jeden Tag Fisch und am Sonntag Fleisch. Wir waren gut gepflegt, gut bekleidet und durften die Privatschulen besuchen, wo man für die lebensgeschichte-1Ausbildung viel Geld bezahlen musste. Obwohl wir in den Slums gelebt haben, hatten wir ein richtiges Haus, während viele andere Menschen in Hütten gewohnt haben. Das Grundstück wurde von unserem Vater gekauft und das Haus hat unser Vater selbst gebaut.

Mein Vater war ein sehr sozialer Mensch. Damals war es sehr schwierig Strom zu bekommen, nur wohlhabende Menschen konnten sich das leisten. Mein Vater kaufte diesen Strom für das eigene Haus und stellte ihn auch für andere Leute, die in Not waren, zur Verfügung. Dasselbe machte er auch mit der Wasserleitung. Viele notbedürftige Menschen bekamen von ihm gratis Wasser und Strom, weil sie die Miete dafür nicht bezahlen konnten.

Mein Vater war ein sehr frommer Mann. Ein Satz von ihm begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich erzähle ihn auch gerne in meinen Vorträgen oder Predigten. Er sagte: „Kinder, ihr dürft spielen, tun was ihr wollt, den ganzen Tag (in der Ferienzeit), aber kurz vor 19:00 Uhr müsst ihr zu Hause sein.“ Dann beteten wir gemeinsam den Engel des Herrn und den Rosenkranz. Wir beteten vor einem Muttergottesbild von Fatima, wo mehrere Familien zusammentrafen. Am Freitag fastete mein Vater immer bis zum Abendessen und vorher räucherte er das ganze Haus mit Weihrauch. Diese Frömmigkeit meines Vaters hat mich immer schon sehr tief berührt. Meine Mutter war eine sehr liebe Mutter, die uns die nötige Liebe und Geborgenheit geschenkt hat. Sie war eine betende Frau gewesen. Auch wenn ich spät in der Nacht nach Hause kam, war sie beim Rosenkranz beten. Sie war die gute Hirtin, die auf all ihre Kinder gewartet hat, bis alle zu Hause waren, dann ging sie schlafen.

Wir Brüder waren immer wie eine Einheit, wie ein Herz und eine Seele. Dazu spielte unser Bruder Joseph eine wichtige Rolle. Obwohl er von seiner Kindheit an schon sehr krank war, war er die führende Persönlichkeit für uns. Er führte uns, wie in einer Gemeinschaft und wir arbeiteten gemeinsam. Als unsere Mutter öfter krank war, wurden wir von ihm eingeteilt. Einer muss waschen, der andere kochen, der andere bügeln. So durften wir lernen, wie alles selbstverständlich zum Leben gehört. Diese Erfahrung war eine gute Schule für das Leben.

Schon als ich ein kleines Kind war, mit ca. 4 Jahren, sagte unser Vater zu uns: „Kinder, wenn ihr in der Früh aufsteht und am Abend schlafen geht, müsst ihr beten. Wenn ihr Speisen oder eine Mahlzeit zu euch nehmt, müsst ihr immer ein Kreuzlein machen und beten, und Gott danken für die Gaben, die ihr aus seiner Güte und Liebe bekommen habt.“ Aber es wurde uns nie gesagt, was wir beten sollen. So betete ich auf meine eigene Art und Weise, ich habe immer das Kreuzlein gemacht und betete ein Vaterunser und mehrere Gegrüßet seist du Maria vor einem kleinen Altar der Gottesmutter Maria mit dem Bild der Immerwährenden Hilfe. Immer wieder wenn ich betete, berührte das Bild mein Herz und ich hatte das Gefühl, die Gottesmutter und das Jesuskindlein schauen und lächeln mich an, und so dauerte das Gebet oft länger. Manchmal war das Gesicht der Gottesmutter sehr traurig, immer dann wenn ich einen Fehler gemacht habe oder nicht brav war. Zum Schluss betete ich noch das Ehre sei dem Vater. Das machte ich immer, ob ich aufstand oder schlafen ging, ob beim Mittag- oder nach dem Abendessen und so begleitete mich dieses Bild der Gottesmutter durch meine Jugend.

Als ich 7 Jahre alt war, hatte ich den Wunsch, in die Legio-Mariens-Gruppe einzutreten. Mein Bruder Alex und Francis waren schon einige Jahre in dieser Gruppe. Es hat mich sehr fasziniert, dass sie immer die Familien in den Slums besuchten. Manchmal durfte ich Mitarbeiter der Legio Mariens von anderen Orten begleiten, um ihnen zu zeigen, wo diese bedürftigen Familien wohnten. Diese Besuche bei den Familien berührten mein Herz zugleich mit Freude und Schmerz, zu erfahren, welche Schwierigkeiten es in den Familien gab, welche Leiden und Sorgen sie zu tragen hatten. Es hat mich innerlich sehr bewegt, dass ich eines Tages still und leise in die Gruppe Legio Mariens eingetreten bin, ohne es meinen Eltern zu sagen.

Ich habe einmal im Don Bosco Heft eine Geschichte über einen schrecklichen Unfall gelesen und wie die Wundertätige Medaille das Leben von 4 Menschen gerettet hat, obwohl das Auto total zerstört war. Seit dieser tief berührenden Geschichte drängte mein Herz, immer wieder anderen Menschen diese Medaille zu schenken. So besuchte ich im Pflegeheim und im Altenheim kranke Leute und schenkte ihnen immer eine Wundertätige Medaille und sagte diesen Einsamen aus meiner inneren Überzeugung: „Die Muttergottes wird dich nie im Stichlassen, dich nie allein lassen. Sie wird dich immer begleiten.“ Und ich zeigte ihnen das Herz Jesu und Mariens auf der Rückseite der Medaille, dass, wenn sie diese Medaille tragen, diese ganz nah bei ihrem Herzen sein werden.

Als ich 14 Jahre alt war, war ich auf dem Weg, einen Schulfreund zu besuchen. Da entdeckte ich eine Kapelle mit einem Kreuz. Die Kapelle war total verfallen, das Kreuz war in der Mitte der Kapelle. In dieser Kapelle waren die Hunde und Katzen und Leute spielten dort Karten. Das hat mich sehr beunruhigt und es hat mich gestört, dass dieses Haus Gottes so entehrt wurde. Nach einer kurzen Zeit, besuchte ich den Nachbar dieser Kapelle und fragte ihn, wer für diese Kapelle zuständig sei und ob es möglich wäre, an einem Abend der Woche sich dort mit einigen jungen Leuten zu treffen, um die wichtigen Angelegenheiten zur Sanierung dieser Kapelle besprechen zu können. Ich kam zur festgelegten Zeit und erzählte einigen jungen Leuten, wie wichtig das Kreuz für uns ist, und dass unser Herrgott auf diesem Kreuz für uns gestorben ist und uns dadurch von unseren Sünden und Schuld erlöst hat. Ich fragte, ob es nicht möglich wäre, dass wir alle gemeinsam diese Kapelle wieder herrichten könnten, damit es zu einem neuen Gotteshaus wird, wo gebetet wird.

So habe ich Vorschläge gemacht, wie wir das nötige Geld zusammenbringen können. Wir druckten Lotterien mit schönen Preisen. Wir hatten eine große Geldsumme zusammengebracht, aber doch reichte das Geld nicht aus. Ich machte den Vorschlag, dass es schön wäre, wenn jeder von uns einige Häuser besuchen könnte, um Geld zu sammeln. Wir brachten wieder eine große Unterstützung zusammen, aber es fehlte immer noch Geld. Ich sprach mit einem guten Bekannten, der manchmal Theaterstücke aufgeführt hatte, ob er uns helfen würde. Er stimmte sofort zu, dass er gerne helfen würde und er bemühte sich, dass alle diese Schauspieler gratis mitmachten. Der Saal wurde von dem Ortspfarrer gratis zur Verfügung gestellt und auch die Musikkapelle spielte gratis. So hatten wir wieder viel Geld zusammengebracht, dass die Kapelle fertig gestellt und durch den Ortspfarrer geweiht werden konnte. Diese Kapelle steht heute noch als Ort des Gebetes in Bombay.

Im Monat Oktober war ich von der Gruppe Legio Mariens beauftragt, in einem anderen Dorf, einmal in der Woche den Rosenkranz mitzubeten. Da besuchte ich die Familien und lud alle ein, vor einem Kreuz, gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Ich lud die Kinder ein und sagte, wenn sie den ganzen Monat gemeinsam mit mir den Rosenkranz beten würden, dann bekämen sie von mir ein Geschenk. Die Kinder erwiderten mir und sagten: „Nein wir wollen keine Geschenke von dir, aber wir möchten, dass du jeden von uns zu Hause besuchst“. Ich nahm diesen Wunsch der Kinder sehr ernst und bemühte mich, jedes Mal einige Familien zu besuchen. Eines Tages begegnete ich einer jungen Mutter mit 5 Kindern. Bei diesem Besuch erzählte sie mir, dass ihr Mann vor 7 Monaten durch Krebs gestorben war. Das jüngste Kind war gerade 6 Monate alt. Die Frau zeigte mir ihren Hals der immer größer wurde und wo sie Atemschwierigkeiten hatte. Sie war beim Arzt und im Spital gewesen und die Ärzte stellten einen Tumor am Hals fest. Weinend erzählte sie mir diese Geschichte. Ich hatte so großes Mitleid und sah ihre Machtlosigkeit. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen und sie trösten könnte, aber ich versprach ihr, dass ich für sie beten werde. Ich schenkte ihr eine Wundertätige Medaille und sagte ihr, sie sollte mit der Medaille an der Stelle am Hals ein Kreuzzeichen machen und beten „O Maria ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen und ein Gegrüßet seist du Maria“ und dasselbe 3x am Tag wiederholen. Einige Tage später, als ich wieder beim Rosenkranzgebet war, kam der Sohn zu mir und bat mich: „Meine Mutter will dich unbedingt wiedersehen. Kannst du bitte nach dem Rosenkranzgebet zu uns kommen?“ Zu meinem Erstaunen erzählte mir die Frau folgendes: „Wissen Sie Bruder Santan, ich habe mit der Medaille 3 Tage lang das Kreuzzeichen gemacht, wie Sie mir gesagt haben, und am 4. Tag in der Früh, als ich wieder das Kreuzzeichen machen wollte, habe ich gemerkt, dass mein Hals ganz normal ist. Am selben Tag bin ich in das Krankenhaus zur Untersuchung gegangen und die Ärzte waren erstaunt, die Krebskrankheit war nicht mehr da.“ Ich konnte nur der Muttergottes danken. In meinen späteren Jahren verzichtete ich immer wieder auf meine Mittagsmahlzeiten und kaufte dafür Medaillen und verschenkte sie an viele Menschen. Ich war in der Legio Mariens bis zu meinem 20. Lebensjahr, bevor ich nach Europa kam.

Der Ruf Gottes

In meinem weiteren Leben durfte ich durch Menschen erfahren, wie die Muttergottes ihnen geholfen hat und Heilungen stattfanden. Eines Tages wurde ich von einem jungen Mann in sein Dorf eingeladen, um etwas von der Gottesmutter zu erzählen. Da erzählte ich, wie die Gottesmutter, durch die Wundertätige Medaille, vielen Menschen geholfen hat und viele Menschen geheilt wurden.

Nach dem Vortrag drängten mich die Leute, ihnen den Segen zu geben, aber ich verweigerte. Ich sagte: „Ich bin kein Priester, ich bin ein Laie, genau wie ihr alle.“ Aber die Leute wollten mich nicht loslassen, solange ich sie nicht gesegnet hätte. In dieser Situation wurde mir von oben eingegeben, wie ich die Leute segnen sollte und so legte ich die Medaille, eine große Medaille, die ich heute selber noch trage, auf den Kopf auf und machte 3 x das Kreuzzeichen mit dem Gebet „O Maria ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen“. Alle Menschen wollten einzeln den Segen haben. Dies war im Jahre 1980, als ich das erste Mal gebeten und aufgefordert wurde, die Menschen zu segnen. Seitdem segnete ich mit der Wundertätigen Medaille. Im März des Jahres 1978 war ich von der Gebetsgruppe Marianischer Segenskreis eingeladen, an Exerzitien in Altötting teilzunehmen. Während dieser Zeit hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, in der ruf-gottes-1Gnadenkapelle von Altötting zu verweilen und zu beten. Ich verbrachte jeden Tag, die Zeit, in der ich frei hatte, in der Gnadenkapelle und vertraute der Gottesmutter meine Anliegen und Sorgen an und bat sie, sie soll mir helfen eine gute Ehefrau zu finden. Seit dieser Zeit, hatte ich mir vorgenommen, einmal im Monat, jeden ersten Samstag, eine Wallfahrt nach Altötting zu machen. Ich fuhr in der Früh hin und am Abend zurück.

Im Mai 1978 habe ich erfahren, dass eine Gruppe von Leuten im Oktober eine Pilgerreise ins Heilige Land organisiert. So entschied ich mich, diese Möglichkeit, ins Heilige Land zu fliegen, wahrzunehmen. Während meines Aufenthaltes in Jerusalem hatte ich nach dem Abendessen den Wunsch einen Spaziergang zu machen. Ich fragte noch ein paar junge Männer, ob sie mitgehen möchten. Wir gingen zum Garten Gethsemane am Ölberg. Dort sammelte ich mich in Gebet und Stille. Auf einmal hörte ich eine Stimme „Folge mir nach“. Diese Stimme war ganz deutlich und klar und wiederholte dieselben Worte immer wieder in meinen Ohren. Obwohl ich niemanden sah und niemand da war, außer mir. Die Männer die mich begleiteten, hatten diese Stimme nicht gehört. Dieser Satz hat mich begleitet, monatelang und jahrelang.

Unmittelbar am nächsten Tag ging sie zum Arzt zur Untersuchung und mittels eines Röntgenbildes wurde bestätigt, dass tatsächlich ihr Knochen wieder an der richtigen Stelle war. So durfte ich nur sagen: „Danke Muttergottes, weil du uns alle liebst und uns in unseren Schmerzen und Leiden nicht allein lässt“ 

An einem Samstag, spät abends, als ich von einem Besuch bei meinem Freund Pfarrer Karl Maria Harrer zurückkam, war ich im Bus. Im Bus habe ich immer den Rosenkranz gebetet. Von den 3 Rosenkränzen habe ich das letzte Gesätzchen nicht geschafft, weil einige Jugendliche mir ein paar Fragen stellten und so dachte ich, sobald ich nach Hause komme, werde ich sofort erst mein letztes Gesätzchen vom Rosenkranz beten und dann werde ich erst meine Briefe öffnen. Ich stand vor dem Fenster des Speisezimmers in der Wohnung meines Konsuls in München und sah, wie Leute am Radio free Europa Sender, beim Englischen Garten, arbeiteten. Kurz bevor ich die letzten 3 Gegrüßet seist du Maria beten wollte, hatte ich so eine Unruhe in mir gespürt, dass ich nicht verstand, was mit mir passiert. Mir wurde schwindlig und schlecht, und es drängte mich, in die Küche zu gehen und schnell ein Glas Wasser zu trinken. Kaum hatte ich das Glas Wasser getrunken, hörte ich einen schrecklichen Knall und es kam mir vor, als ob das ganze Haus wie bei einem Erdbeben, im nächsten Moment zusammenbrechen würde. Als ich die Küche verlassen habe und ins Speisezimmer zurückgehen wollte, sah ich die explodierten Fensterscheiben und wie alles einige Meter weit zerstreut herumlag. Ich sagte mir: „Muttergottes, ich danke dir, du hast mich beschützt!“

Eines Tages wurde ich von einer älteren Dame in München zum Mittagessen eingeladen. Damals war sie ganz begeistert von meiner Medaille, die ich getragen habe. Und da sagte sie zu mir: „Mir gefällt die Muttergottes, sie ist sehr schön“. Ich sagte ihr, dass ich diese Medaille auf das Grab Jesu gelegt und sogar den Geißelungsstein damit berührt hatte und dass diese Medaille deshalb für mich persönlich eine ganz besondere Bedeutung hat. Und diese Frau kam und nahm die Medaille in die Hand und betete. Sie sagte mir: „Ich habe schon viele Jahre lang schreckliche Schmerzen in der Hüfte und die Ärzte wollen mich unbedingt operieren, aber ich habe Angst. Ich will lieber sterben, als mich operieren zu lassen“. Sie fragte mich, ob ich sie nicht mit der Medaille an dieser schmerzenden Stelle berühren kann. Und ich gab ihr zur Antwort: „Nehmen Sie bitte die Medaille in die Hand und machen Sie ein Kreuzlein und beten das Gebet - O Maria ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen - und ein Gegrüßet seist du Maria und dasselbe wiederholen Sie 3x und bitten die Gottesmutter, sie möge Ihnen helfen und beistehen“. Nach diesem Besuch begleitete sie mich bis zur Bushaltestelle. Auf einmal beginnt diese Frau ganz laut zu schreien, sodass ich schreckliche Angst bekam. Ich wusste nicht, was ihr passiert ist. Ich bat die Gottesmutter Maria, ihr zu helfen und sie von ihren Schmerzen zu befreien. Nach einer kurzen Weile ist die Frau ganz ruhig geworden und sie erzählte mir folgendes: „Wissen Sie, Herr Fernandes, was mit mir passiert ist? Ich hatte jetzt schreckliche Schmerzen und ich denke mein Knochen hat sich wieder an die richtige Stelle geschoben. Ich habe jetzt überhaupt keine Schmerzen mehr. Ich bin sicher geheilt worden!“

Womöglich hätte ich heute kein Augenlicht mehr oder wäre vielleicht schwer verletzt worden. Am nächsten Tag habe ich erfahren, dass es bei diesem Anschlag 7 Tote gegeben hat. Eine Reihe von Fenstern wurden durch einen Sprengstoffanschlag gesprengt, Menschen die im Bett lagen, wurden durch die Glasscherben verletzt und getötet, und andere erlitten durch den lauten Knall einen Schaden am Trommelfell. Durch meine plötzliche Übelkeit veranlasste mich die Gottesmutter den Raum schnell zu verlassen, welcher im selben Moment durch den Anschlag ganz erheblich zerstört wurde. So spürte ich deutlich den besonderen Schutz der Gottesmutter Maria in meinem Leben.

Ich hätte nie geträumt und gedacht, dass Gott mich wirklich gerufen hat, in seinem Weinberg zu wirken. Nach einer langen Zeit der Zweifel und des Misstrauens und eines harten Kampfes, um diese Wahrheit wirklich zu prüfen, fand ich die Antwort in meinem Herzen, durch die Muttergottes. Eines Tages fragte mich nach der Beichte ein Priester in der Theatinerkirche St. Kajetan in München: „Warum wollen Sie kein Priester werden“? Diese Frage des Priesters übergab ich der Gottesmutter und sagte ihr: „Bitte hilf mir zu wissen, was die Wahrheit ist. Ob wirklich dein Sohn mich gerufen hat, ihm zu dienen?“ Während ich bei der Schwarzen Madonna betete, spürte ich in mir einen übernatürlich großen Frieden, Ruhe und eine wunderbare Gelassenheit in meinem Herzen. Von da an, war ich überzeugt, Gott hat mich gerufen, ihm zu dienen. Ich sah meinen Auftrag: „Gehe und stärke deine Brüder und Schwestern.“ So habe ich mich im Jahre 1980 entschieden, Priester zu werden. Nach einer kurzen Zeit, traf ich meinen Priesterfreund Karl Maria Harrer und erzählte ihm über meine innere Überzeugung, Priester zu werden. Er begleitete mich die nächsten Schritte meines Lebens, bis zum Studium.

Im Jahre 1979 machte ich meine erste Reise nach Lourdes und Paris. Ich durfte das erste Mal an diesem Gnadenort sein, wo die Gottesmutter der Katharina Labouré anvertraute, eine Medaille prägen zu lassen. Ich spürte eine besondere Kraft an diesem Gnadenort und sagte mir, am liebsten möchte ich jeden Monat 1x kommen und die Gottesmutter hier besuchen. Nach einer kurzen Zeit ist es mir gelungen, dass ich einmal im Monat mit dem Zug nach Paris gefahren bin. Am Freitagabend nach dem Dienst bin ich mit dem Nachtzug gefahren und in der Früh um 7 Uhr war ich in Paris am Bahnhof. Eine gute Bekannte in München, eine Französin, die ich kennengelernt hatte, erzählte mir von ihrem Bruder der in Paris in der Nähe der Rue de Bac wohnt. Durch ihre Unterstützung durfte ich bei ihrem Bruder im Büro immer wieder eine Nacht verbringen. So verbrachte ich am Samstag und Sonntag die ganze Zeit von 9-12 Uhr und von 14-18 Uhr in der Kapelle von Rue de Bac, betend und flehend um die Gnade Gottes. Am Sonntagabend um ca. 20 Uhr fuhr ich mit dem Zug wieder Richtung München. Am Montag in der Früh war ich wieder in meinem Dienst.

Was war der Grund, dass ich in dieser Kapelle so viel Zeit verbrachte? Ich war überzeugt von den Worten der Gottesmutter: „Wer zum Altar meines Sohnes kommt, dem werde ich besondere Gnaden schenken, dem werde ich besonders beistehen und helfen“. Und ich machte diese Wallfahrten nicht für mich allein, sondern um besonders für die vielen Kranken zu beten und für jene Menschen, die mir ihre Anliegen anvertraut hatten. Bis 1982 besuchte ich regelmäßig immer wieder die Gottesmutter in der Rue de Bac.

Am 26. September 1982 hat mich mein Konsul, nach langem Hin und Her und einigen Schwierigkeiten, vom Dienst freigegeben, dass ich endlich diesen Weg des Priesterstudiums, auf den ich voller Sehnsucht gewartet habe, beginnen konnte. So besuchte ich die theologische Fakultät in Schwaz in Tirol. Wir waren 10 Priesterkandidaten, nur 4 sind übrig geblieben. Es war kein leichter Weg. Ich hatte einige Anfangsschwierigkeiten, da ich im Unterricht beim Mitschreiben nicht mitgekommen bin. Manche Vorlesungen waren so schwierig, dass man kein Wort verstanden hat, man hätte schlafen können. Einige Studenten haben mich beleidigt: „Bist du so dumm, hast du deinen Verstand verloren, was suchst du denn hier, ohne richtig deutsch zu sprechen? Wenn wir es nicht schaffen, was willst du dann hier machen? Geh wieder zurück zu deiner Arbeitsstelle im Konsulat“.

Eines Tages machten mir diese schweren Beleidigungen das Leben schwer, ich ging in mein Zimmer um zu Lernen und dachte, dass mein Kopf überhaupt nicht mehr funktioniert. Ich saß an einem Tisch vor der Muttergottesstatue, wo ich immer lernte. Da redete ich mit der Muttergottes und sagte: „Meinst du nicht, dass es nur ein Irrtum von mir ist, nur eine Illusion? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich wirklich Priester werden kann. Ich verstehe kein Wort, was soll ich machen?“ Mit Augen voller Tränen sagte ich der Muttergottes: „Nein, ich schaff das nicht mehr“.

Auf einmal hörte ich eine Stimme in mir: „Nein du wirst es schaffen, du brauchst keine Angst zu haben“ Das waren Anfang und Ende meiner Zweifel. Niemals hätte ich zweifeln müssen, dass ich das nicht schaffe und ich habe es geschafft. Ich habe mir viel Mühe gegeben, Tag und Nacht habe ich gelernt. Ich stand immer wieder unter Zeitdruck, da man die Prüfungen nicht jederzeit ablegen konnte, sondern nur zu bestimmten Terminen. Aufgrund vieler Hindernisse und Schwierigkeiten durch Krankheit eines Professors, konnte ich die Abschlussprüfungen nicht ablegen und musste 9 Monate warten. Mit Gottes Hilfe und dem Beistand der Gottesmutter war es mir möglich, dass ich dieses Ziel erreicht habe und heute Priester bin. Trotz meines Studiums hatte ich immer die Zeit für meine tägliche Anbetung und das Gebet, das war mein wichtigster Begleiter.

Am 8.8.1988 bin ich in die Gemeinschaft Augustiner Chorherren – Brüder vom gemeinsamen Leben in Deutschland (Schwarzwald) eingetreten, in der Nähe von Waldshut-Tiengen. Nach einer kurzen Zeit wurde ich ins Noviziat aufgenommen, aber es war der Wille Gottes, dass ich nach Salzburg gehen sollte, wo ich den neugeweihten Erzbischof Georg Eder damals gekannt hatte, der mir die Möglichkeit gab, ab dem 10.1.1990 im Priesterseminar zu wohnen und während dieser Zeit auch als Pastoralassistent in der Pfarre St. Erhard in Nonntal (Salzburg) mitzuwirken. Während dieser Zeit besuchte ich auch die Universität Salzburg und habe mein Magisterstudium der Theologie abgeschlossen. Nach einer kurzen Zeit wurde ich am 9.12.1990 in der Franziskanerkirche in Salzburg mit 6 anderen Kandidaten zum Diakon geweiht. Am 29. Juni 1991 wurde ich im Dom zu Salzburg zum Priester geweiht. Am 6. Juli 1991 feierte ich meine Primizmesse in München, in der Pfarre St. Bruder Klaus, Waldperlach. Vom 1. September 1991 bis 12. September 1993 durfte ich als Kooperator in der Pfarre St. Johann in Tirol wirken. Am 13. September 1993 übernahm ich auf Wunsch des Erzbischofs die Pfarre St. Ulrich am Pillersee und nach kurzer Zeit übernahm ich auch die Pfarren St. Jakob und Waidring mit in die Betreuung.

Geistige Inspiration und Werdegang

Am 12. und 13. Juli 1991 war ich eingeladen, in der Pfarrei Schardenberg bei der Fatimakapelle eine Hl. Messe zu feiern und den Primizsegen zu spenden. Am 13. Juli war der Hauptzelebrant mein damaliger Erzbischof Georg Eder. Beim Abschied sagte ich ihm, dass ich am nächsten Tag nach Indien fliege. Und er sagte zu mir: „Wenn du nach Indien gehst, bringe für uns einige neue Priester.“ Meine Antwort war: „Es wäre wichtig für uns, dass wir uns selber hier um Priester bemühen.“ Bei diesem kurzen Gespräch wurde mir diese große geistige Armut bewusst und ich fragte mich, was ich dazu beitragen könne. Von da an war ich bemüht und es bewegten immer wieder die Gedanken mein Herz, eine Gemeinschaft zu gründen. Im Jahre 1994 zeigten die ersten Kandidatinnen Interesse für ein Gemeinschaftsleben. So begann die erste Gründung in St. Ulrich am Pillersee.

Erst 1995 führte ich das erste Gespräch mit meinem Bruder Alex und einem guten Freund, die beide bei mir im Missionswerk tätig waren. Ich habe meinem Bruder damals gesagt: „Ich habe eine besondere Botschaft für dich, entweder du wirst Priester oder Tischler, ich gebe dir 3 Tage Zeit.“ Mit dem anderen Freund hatte ich bereits viele verschiedene Gespräche geführt und es ist dazu gekommen, dass er selbst mir die Frage gestellt hat: „Was willst du von mir, willst du dass ich Priester werde?“ So sagte ich auch zu ihm: „Ich gebe dir 3 Tage Zeit, überlege dir, ob du Priester werden möchtest.“ Nach einem harten Ringen hin und her, waren beide einverstanden, Priester zu werden. Durch die Güte und das Einverständnis von Bischof William D’Mello durfte ich sie nach Rom zum Priesterstudium schicken. Am 17. Juni 1999 wurden sie in Rom zu Diakonen geweiht und am 30. November 2000 wurden sie zu Priestern für die Diözese Karwar geweiht.

Entstehungsgeschichte des Missionswerkes

Als ich 13 Jahre alt war, besuchte ich öfters einen Schulfreund, der in großer Armut lebte und nur in einer desolaten Hütte wohnte. Jedes Mal, als ich ihn besuchte, fragte ich, was sie heute gekocht hatten. Die Mutter antwortete: „Mein Mann hat schon seit zwei Wochen keine Arbeit und wir haben missionswerk-1nichts zum Essen, außer Fladenbrot und Tee“. Nach längerer Zeit kam ich wieder und ich bekam dieselbe Antwort. So lud ich meinen Freund öfters zum Essen bei mir zu Hause ein.

Einige Zeit später erzählte er mir, dass er die Schule aufhören muss, da seine Eltern die Schulgebühr nicht bezahlen könnten. So hörte ich meine Schule auf und ging tagsüber arbeiten und besuchte abends die Schule und versuchte so meinem Freund die Schule zu ermöglichen. Nach seiner Schulausbildung ging er ins Ausland, um zu arbeiten und konnte dadurch seine Familie unterstützen. Durch die Legio Mariens besuchte ich viele arme Familien in den Slums und dadurch war ich öfters vom Leid und Schicksal der Menschen direkt betroffen. Nach verschiedenen Arbeitsstellen arbeitete ich in einer caritativen Organisation als Sozialarbeiter für Lepra-, Krebs- und Lungenkranke, die ich ins Krankenhaus lieferte und wieder nach Hause brachte. Ich besuchte viele arme Familien und war von ihrer Armut sehr betroffen. Ich machte mir Gedanken, dass ich eines Tages, wenn Gott es mir ermöglicht, und ich mehr Geld haben sollte, diesen armen Kindern helfen werde, dass sie die Schule besuchen können. Ich bekam immer wieder Anrufe von verschiedenen Menschen, die Hilfe brauchten. Eines Tages bekam ich einen Anruf in unserem Büro und eine Frau erzählte mir, dass ein Mann auf der Straße im Sterben liegt und sie fragte, ob wir ihm helfen könnten. Ich machte mich auf den Weg, nahm ihn in mein Auto und brachte ihn zu Mutter Teresa, in eines ihrer Pflegeheime in Bombay. Oft wurde ich von Mutter-Teresa-Schwestern gebeten, sie mit meinem Auto zu begleiten, um die Leprastationen vorwiegend mit Grundnahrungsmitteln wie Milch, Eipulver, Öl, Zucker, Reis und Medikamenten zu versorgen.

In der Früh flog ich mit der ersten Maschine nach München. Am 15. März 1977 holte mich mein Konsul persönlich ab. Er war für mich wie ein Vater, der mich gemocht hat wie seinen Sohn. In München war für mich die Sonntagsmesse sehr wichtig. Manchmal, wenn es mir möglich war, besuchte ich auch wochentags in der Früh oder abends die Hl. Messe. Ich lernte Leute kennen, die mich angesprochen haben und ihre Anliegen und Sorgen anvertrauten, um für sie zu beten, obwohl sie nicht gewusst haben, wer ich bin. Ich war kein Priester, sondern ein Laie. Während meiner Zeit, die ich in München verbrachte, war ich nicht ganz fern, von meiner Liebe zu meinen armen Menschen in der Heimat. Die Armut der Menschen in meiner Heimat bewegte mein Herz immer noch und ich sagte mir, wenn es mir einmal besser gehen sollte, werde ich diesen Menschen zur Seite stehen. Gott erhörte meinen Herzenswunsch.

In Deutschland versuchte ich dann einmal in der Woche zu fasten. Ich dachte mir, dass ich mit diesem Geld ein armes Kind mit Essen und für die Schulausbildung unterstützen kann. So habe ich angefangen, mit den Patenschaften arme Kinder zu unterstützen. Ich sprach Freunde an, die viel rauchten und fragte: „Wie viel Packerl am Tag rauchst du denn?“ Ein Freund antwortete: „4 Packerl“. Da sagte ich zu ihm: „Rauche nur 3 Packerl und gib mir für 1 Packerl das Geld“. Es kostete damals 3 Mark, so würde er im Monat schon ca. 90 Mark sparen und mit diesem Geld kann man 3 arme Kinder unterstützen. Und ich sagte zu ihm: „Es wird dir nicht schaden, es wird dir und deiner Familie nur zum Segen werden“. Ich fand immer wieder Menschen, die von meinem Tun und Wirken überzeugt waren. So konnte ich im Laufe der Zeit viele arme Familien unterstützen. Ich danke Gott, dass er mir diesen Weg gezeigt und mich geführt hat, und dass ich dadurch bis jetzt viele Familien glücklich machen durfte.

Für eine Familie die sich mir besonders in Not vorstellte, habe ich Geld mit 6 und 10 % Zinsen monatlich bei einer Bank aufgenommen, und diese Familie unterstützt, die eine Metallfirma hatte. Ich investierte das Geld in diese Firma und vergrößerte sie. Zu meinem Unglück wurde ich betrogen und habe das ganze Geld verloren.

Meine Schulden waren so groß gewesen, dass ich mit dem, was ich verdient habe, nicht einmal mehr die Zinsen hätte bezahlen können. Die Schulden nahmen zu und auch die Zinsen wurden immer höher. Ich liebte meine Heimat sehr, aber die Armen, Kranken und Leidenden liebte ich noch mehr als mein Leben. Ich sah keine andere Möglichkeit, als dass ich meine Heimat verlasse und mir im Ausland eine Arbeitsstelle suchen musste, dass ich mehr Geld verdiente. So versuchte ich als Englischlehrer und Taxifahrer nach Saudi Arabien zu gehen. Und es gelang mir, eine Arbeitsstelle zu bekommen. Ein Araber war bereit, mich anzustellen. Ich musste dann dem Agenten dieser Arbeitsvermittlung auch noch viel Geld bezahlen, so dass ich noch einmal Schulden machen musste.

Als ich zugesagt hatte und nach Hause kam, hat mich ein Priesterfreund zu Hause angerufen und wollte unbedingt mit mir sprechen. Er war mein geistlicher Begleiter in dieser schweren Zeit meines Lebens. Er erzählte mir, er hätte eine Arbeitsstelle für mich im indischen Konsulat in München als Dolmetscher und Chauffeur. Und er fragte mich, ob ich nicht morgen schon kommen könnte, um mich diesem Konsul vorzustellen, weil er zurzeit in Indien wäre. Nach einem langen Gespräch mit dem Konsul, war dieser ganz überzeugt von meiner Person und wollte mich unbedingt in seinem Dienst haben. So hat Gott entschieden, mich nach Europa zu schicken und obwohl es mir sehr schwerfiel, meine Heimat zu verlassen, stimmte ich zu. Am 14. März 1977 bin ich von Bombay nach Amsterdam geflogen. Leider hatte ich durch Verspätung meines Fluges meinen Anschlussflug nach München verpasst. Ich hatte nur 10 Dollar in der Tasche. Wo sollte ich übernachten? Was kann man kaufen mit diesem Geld? Die Gottesmutter sorgte für mich. Ich verbrachte die Nacht auf dem Flughafen, wo mir ein Angestellter auch noch seine Jause gab.