Mein Vater war ein sehr sozialer Mensch. Damals war es sehr schwierig Strom zu bekommen, nur wohlhabende Menschen konnten sich das leisten. Mein Vater kaufte diesen Strom für das eigene Haus und stellte ihn auch für andere Leute, die in Not waren, zur Verfügung. Dasselbe machte er auch mit der Wasserleitung. Viele notbedürftige Menschen bekamen von ihm gratis Wasser und Strom, weil sie die Miete dafür nicht bezahlen konnten.
Mein Vater war ein sehr frommer Mann. Ein Satz von ihm begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich erzähle ihn auch gerne in meinen Vorträgen oder Predigten. Er sagte: „Kinder, ihr dürft spielen, tun was ihr wollt, den ganzen Tag (in der Ferienzeit), aber kurz vor 19:00 Uhr müsst ihr zu Hause sein.“ Dann beteten wir gemeinsam den Engel des Herrn und den Rosenkranz. Wir beteten vor einem Muttergottesbild von Fatima, wo mehrere Familien zusammentrafen. Am Freitag fastete mein Vater immer bis zum Abendessen und vorher räucherte er das ganze Haus mit Weihrauch. Diese Frömmigkeit meines Vaters hat mich immer schon sehr tief berührt. Meine Mutter war eine sehr liebe Mutter, die uns die nötige Liebe und Geborgenheit geschenkt hat. Sie war eine betende Frau gewesen. Auch wenn ich spät in der Nacht nach Hause kam, war sie beim Rosenkranz beten. Sie war die gute Hirtin, die auf all ihre Kinder gewartet hat, bis alle zu Hause waren, dann ging sie schlafen.
Wir Brüder waren immer wie eine Einheit, wie ein Herz und eine Seele. Dazu spielte unser Bruder Joseph eine wichtige Rolle. Obwohl er von seiner Kindheit an schon sehr krank war, war er die führende Persönlichkeit für uns. Er führte uns, wie in einer Gemeinschaft und wir arbeiteten gemeinsam. Als unsere Mutter öfter krank war, wurden wir von ihm eingeteilt. Einer muss waschen, der andere kochen, der andere bügeln. So durften wir lernen, wie alles selbstverständlich zum Leben gehört. Diese Erfahrung war eine gute Schule für das Leben.
Schon als ich ein kleines Kind war, mit ca. 4 Jahren, sagte unser Vater zu uns: „Kinder, wenn ihr in der Früh aufsteht und am Abend schlafen geht, müsst ihr beten. Wenn ihr Speisen oder eine Mahlzeit zu euch nehmt, müsst ihr immer ein Kreuzlein machen und beten, und Gott danken für die Gaben, die ihr aus seiner Güte und Liebe bekommen habt.“ Aber es wurde uns nie gesagt, was wir beten sollen. So betete ich auf meine eigene Art und Weise, ich habe immer das Kreuzlein gemacht und betete ein Vaterunser und mehrere Gegrüßet seist du Maria vor einem kleinen Altar der Gottesmutter Maria mit dem Bild der Immerwährenden Hilfe. Immer wieder wenn ich betete, berührte das Bild mein Herz und ich hatte das Gefühl, die Gottesmutter und das Jesuskindlein schauen und lächeln mich an, und so dauerte das Gebet oft länger. Manchmal war das Gesicht der Gottesmutter sehr traurig, immer dann wenn ich einen Fehler gemacht habe oder nicht brav war. Zum Schluss betete ich noch das Ehre sei dem Vater. Das machte ich immer, ob ich aufstand oder schlafen ging, ob beim Mittag- oder nach dem Abendessen und so begleitete mich dieses Bild der Gottesmutter durch meine Jugend.
Als ich 7 Jahre alt war, hatte ich den Wunsch, in die Legio-Mariens-Gruppe einzutreten. Mein Bruder Alex und Francis waren schon einige Jahre in dieser Gruppe. Es hat mich sehr fasziniert, dass sie immer die Familien in den Slums besuchten. Manchmal durfte ich Mitarbeiter der Legio Mariens von anderen Orten begleiten, um ihnen zu zeigen, wo diese bedürftigen Familien wohnten. Diese Besuche bei den Familien berührten mein Herz zugleich mit Freude und Schmerz, zu erfahren, welche Schwierigkeiten es in den Familien gab, welche Leiden und Sorgen sie zu tragen hatten. Es hat mich innerlich sehr bewegt, dass ich eines Tages still und leise in die Gruppe Legio Mariens eingetreten bin, ohne es meinen Eltern zu sagen.